5. Fachtagung der Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie im Ökumenischen Hainich Klinikum gGmbH Mühlhausen in der Zeit vom 20.-21.06.2012
In keiner menschlichen Gesellschaft waren die äußeren Lebens- und Entwicklungsbedingungen scheinbar so günstig wie in der unsrigen. Ein heute geborenes Mädchen hat die 50%ige Chance 103 Jahre alt zu werden, die etwas leichtsinnigeren Knaben ein paar Jahre weniger.
Verlieren heute viele Kinder ein Elternteil durch Trennung der Paarbeziehung, so mussten die Kriegsgenerationen ihre Väter nach einer Schlacht endgültig verloren geben und auch die Mütter starben früh, so dass ein Heer von Waisen zurückblieb.
Wie kommt es also, dass die jungen „Keimlinge“ sich heute oft nur so mühsam entwickeln? Wieso nehmen akute, schwere Erkrankungen im Kindesalter weiter ab, wohingegen chronische Leiden, besonders aber psychische Erkrankungen zunehmen?
Geht es um immer mehr Sorge hypernervöser Eltern, die jede Sonderheit ihres Hoffnungsträgers als krankhaft interpretieren? Ist es vielleicht so, dass sich unsere Gesellschaft zu einer Sozietät von Facharbeitern entwickelt, mit Abitur und Fachausbildung in der Dokumentenmappe?
Fehlen uns Gelassenheit und Gottvertrauen für den Weg unserer Kinder, die sich in einer breit aufgestellten Gesellschaft entwickeln, die Lebens- und Arbeitsraum für die unterschiedlichsten Begabungen bietet?
Mit unserer 5ten Fachtagung wollen wir diesen Aspekten anhand wichtiger Lebens- und Entwicklungsbereiche nachspüren. Immer auch verbunden mit der Überlegung, wo müssen wir als „gute Gärtner“ zum Wohle der Kinder eingreifen und wo sollten Geduld und Zuversicht den Weg der „Keimlinge“ begleiten.
Auch in diesem Jahr ist es wieder gelungen, namenhafte Referenten für die Vorträge am Vormittag und die vertiefenden Workshops am Nachmittag zu finden. Weit über 150 Teilnehmer aus unserer Region, aber auch aus dem ganzen Bundesgebiet, nützen die Chance, in einer aktuellen Momentaufnahme über die Entwicklungsbedingungen und die wichtigsten Einflussfaktoren in den entscheidenden Jahren der „kindlichen Keimzeit“ zu reflektieren.
Der Bereich der Kinder – und Jugendpsychiatrie an unserem Mühlhäuser Fachklinikum gehört mit fast 70 vollstationären Betten zu einer der größten derartigen Kliniken in Deutschland. Entsprechend werden auch überregionale Behandlungsangebote vorgehalten und deutschlandweit nachgefragt. Beispielhaft wäre hier zu nennen die Eltern-Kind-Station, auf der ganze Familiensysteme Aufnahme finden, die Arbeit mit schwerstbindungsgestörten Kindern auf eine hierfür konzipierten geschützten Station sowie die enge Einbeziehung der Familien- bzw. Betreuungssysteme des Kindes in den Behandlungsablauf.
Prof. Dr. med. L. Adler
Ärztlicher Direktor
Geschäftsführer
Dr. med. F. Handerer
Chefarzt der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie
und -psychotherapie